Mann… bin ich doof

Auch mir geht es manchmal so. Von perfektionistischem Ehrgeiz getrieben, um ja alles gut zu machen, bilde ich mir manchmal ein, dass ich neue Dinge auf Anhieb perfekt umsetzen kann und muss. Was könnten sonst die anderen auch von mir denken? Meine Familie, meine Kollegen oder gar der Chef? Da verblasst es bei mir oft auch in den Hinterkopf, dass ja gerade die Übung den bekannten Meister macht.

Als ich im Herbst mit einer Gruppe von Führungskräften bei einem Zen-Meister war, ging es mir genauso. Robert machte eine Stockübung vor. Dabei war zu beachten wie die Füße gestellt werden, die Hände an den Stock gelegt werden sollen, der „Laut“, der ausgesprochen werden sollte, auf japanisch und und und… viele Dinge auf einmal. Das sollte ich als Mama ja eigentlich gewöhnt sein, dachte ich mir zumindest. Also machte ich mich freudig an diese Übung heran. Aber anstatt das es funktionierte, klappte gar nichts mehr. Erst habe ich die Hände falsch auf den Stock gelegt, dann waren die Füße in der falschen Stellung oder mein japanisch zu fränkisch angehaucht… Völlig genervt und frustriert habe ich es immer und immer wieder versucht. Und dann kam auch noch Robert, der ZEN-Meister, um mir zuzusehen. Jetzt ja keinen Fehler machen, dachte ich mir. Und dann ging schon gleich gar nichts mehr und mir rutschte heraus: “Mann, bin ich doof!“ Aber anstatt mich zu korrigieren schaute mich Robert ganz entgeistert an und meinte nur: „Du bist doch nicht doof. Du hast einfach nur eine andere Idee im Kopf!“. Da war ich es, die plötzlich aufschaute. Mein Gesicht dabei möchte ich gar nicht interpretieren an dieser Stelle. Aber ich glaube, ich habe ziemlich verwirrt geschaut, bevor sich ein breites Grinsen ausgebreitet hat in meinem Gesicht. Und anstatt mich zu korrigieren war es nun Robert, der meine Art des Stockhaltens ausprobiert hat und meine „Idee“ lobte, um mir kurz darauf die Übung noch einmal zu zeigen und meinte nur: „So auf meine Art würdest du dir wahrscheinlich leichter tun, aber deine Idee war einfach nur großartig.“ Noch nie bin ich auf so eine charmante Art und Weise auf einen „Fehler“ aufmerksam gemacht worden in meinem Leben. Auch, dass sich erstmal um meinen „Fehler“ bemüht wird und ausprobiert wird, ob es nicht vielleicht doch eine bessere Lösung ist, fand ich in diesem Augenblick grandios. Wer sagt denn, dass die eigene Art und Weise immer die Richtige sein muss? Das steht eigentlich nirgends geschrieben und wenn, dann in den seltensten Fällen. Dabei geht es doch in vielen Dingen gar nicht darum was richtig oder falsch ist. Jeder findet in seinem Tempo und mit seiner Idee eine andere Möglichkeit der Lösung. Wir müssen vielleicht nur ein wenig umdenken und uns auf neue Dinge und Ideen einlassen. Oft scheitert es an der Flexibilität in unserem Alltag. Aber gerade der Alltag ermüdet einen auch recht schnell. Wir stumpfen ab, verwenden Floskeln und haben oft gar keine Lust mehr. Aber vielleicht sollten wir uns einfach neue Ideen und Inspirationen holen. Wann hast du deinem Kollegen das letzte Mal über die Schultern geschaut, wie er Dinge angeht? Wann hat man versucht gemeinsam Dinge zu lösen oder sich Hilfestellungen zu geben? Wie hat er das Verkaufsgespräch heute geführt oder warum kommen die Bewerber aus seinen Gesprächen immer mit einem Lächeln heraus? Vielleicht hat er ja auch andere Ideen im Kopf. Frag doch mal. 

Und denk dir ja nicht… Mann, bin ich doof. Nein, du bist großartig mit einer Menge anderer blitzenden Ideen im Kopf.

Ich wünsche dir viel Spaß bei deinen eigenen Ideenfindungen im Alltag!

Deine Iris

Kolumne von Iris Nutz, Markendesign & Akademieleiterin Simmeth Training, Betriebs-und Kommunikationswirtin, Gastro-Coach, Erlebnispädagogin


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