So läuft das Hotel wieder an

So läuft das Hotel wieder an

Viele Hotels und alle Restaurants mussten aufgrund der Corona-Pandemie ganz oder teilweise schließen, aber dennoch instandgehalten werden. Im Zuge der Lockerungen gehen die meisten Betriebe jetzt wieder an den Start. „Nicht nur die Schließung beziehungsweise Stilllegung der Fläche oder des Gebäudes muss präzise geplant und durchgeführt werden, sondern die komplette damit zusammenhängende Infrastruktur muss strukturiert herunter- und danach wieder hochgefahren werden“, erläutert Thomas Häusser, Partner von Drees & Sommer SE. Das Planungs- und Beratungsunternehmen ist auf Bau und Immobilien spezialisiert.

Würden wichtige To-Dos in Bezug auf das Leerstand-Management vergessen, so Häusser, verursache dies unnötige Kosten – oder auch ungewollte Betriebsrisiken. Viele Inspektionen und Wartungen, beispielweise von raumlufttechnischen Anlagen, Brandschutztechnik, Aufzügen oder Notbeleuchtungen, dürften nur bedingt verschoben und zudem nur von Fachpersonal mit Sachkundenachweis durchgeführt werden. Auch für die Zeit nach den Corona-Einschränkungen müssten Strategien her. „Trinkwasseranlagen, Lüftungsanlagen und Klimaanlagen mit Luftbefeuchtern sollten grundsätzlich komplett überprüft werden. Wichtig ist es auch, sich rechtzeitig mit den externen Dienstleistern auszutauschen, damit sie zum Start des Betriebs auch verfügbar sind. Denn deren künftige Überlastung ist absehbar“, so der Experte.

Matthias Sieber-Wagner, General Manager des Intercityhotel Mainz, hat den fast kompletten Shutdown seines Hotels gerade hinter sich gebracht. „Wir hatten noch drei bis vier Gäste der Deutschen Bahn im Haus, mit der wir einen Vertrag haben“, berichtet er. Diese hätten aber außer einem Kaffee to go keinerlei Verpflegung erhalten. Für den Shutdown war die Vorbereitungszeit sehr kurz, innerhalb von drei Tagen schloss das Hotel offiziell. „Wir behielten die Tiefkühlware und gaben die frischen Lebensmittel den Mitarbeitern mit nach Hause.“ Denn selbst Hilfsorganisationen wie die Obdachlosenhilfe, denen die Lebensmittel normalerweise gespendet worden wären, waren geschlossen.

Weniger Strom und weniger Abfall

Das Hotel nahm Kontakt mit dem Energieversorger Mainova auf und informierte ihn über die geringer werdende Stromabnahme. Die Müllabholung bei einem privaten Anbieter konnte abbestellt werden, beim städtischen Unternehmen war dies nicht möglich. Während der Schließung kümmerte sich ein Rumpf-Team aus dem Logis-Bereich sowie die drei Azubis des Hotels um die Immobilie und die Bahn-Gäste. „Wir mussten alle 72 Stunden sämtliche Wasserleitungen durchspülen, um eine Legionellenbildung zu verhindern“, erklärt der GM. Dies galt natürlich nicht nur für die Zimmer, sondern auch für die Spülbecken im „Back of the House“-Bereich.

Die Temperaturen in den Kühlhäusern wurden nach HACCP-Vorschrift täglich überwacht. Alle Minibars wurden ausgeräumt, die Getränke ins Kühlhaus gegeben. In den sechs nicht genutzten Stockwerken deckte das Team die Möbel mit Tüchern ab. Der Wäschereidienst erschien nur noch auf Abruf. Gleiches galt für die Fremdreinigungsfirma. „Wir haben unsere wenigen benutzten Zimmer sechs Wochen lang selbst geputzt, schließlich ist dies ja auch Bestandteil einer Ausbildung.“ Am 27. März hatte das Team die Fahnen vor dem Hotel eingezogen, am 11. Mai wurden sie wieder gehisst.

Insgesamt war in der Schließzeit viel Putzen angesagt, auch die Tiefgarage wurde gründlich geschrubbt. Vieles änderte sich auch im Zuge neuer Hygienemaßnahmen: „Alle losen Teile wie Flaschenöffner, Gästemappen, Gläser, Duschhauben, Nähzeug oder der Läufer auf dem Bett wurden aus sämtlichen Zimmern entfernt“, berichtet Sieber-Wagner. Die verbliebenen Gegenstände müssten nun ebenso wie alle Oberflächen täglich desinfiziert werden. Dabei handelt es sich um die Fernbedienung für den Fernseher, das Telefon, das „Bitte nicht stören“-Schild und pro Gast ein Glas sowie eine Flasche Wasser mit Schraubverschluss. Das Glas wird jeden Tag ausgetauscht, egal ob es benutzt wurde oder nicht.

F&B-Bereich startet erst später

Die Rezeption des Intercityhotel Mainz ist in den ersten Tagen nur von einem Mitarbeiter im Schichtbetrieb besetzt. Dieser ist durch eine Glasscheibe geschützt. Im Eingangsbereich werden die Gäste gebeten, in den öffentlichen Bereichen Masken zu tragen. Spender mit Hand-Desinfektionsmittel sind im Rezeptionsbereich gut sichtbar aufgestellt, Bodenaufkleber sorgen für die entsprechende Abstandsregelung. Der F&B-Bereich des Hotels soll erst später wieder hochgefahren werden, hierfür erarbeitet das F&B-Team bei regelmäßigen Treffen in einer virtuellen Straußenwirtschaft noch das Konzept.Susanne Stauß