Neue Ära im Parkhotel Adler

Neue Ära im Parkhotel Adler

HINTERZARTEN. Kommendes Jahr wird das Parkhotel Adler, eine gastronomische Institution im Südschwarzwald, 575 Jahre alt. Über ein halbes Jahrtausend Geschichte, in der 16. Familiengeneration stehend: So viel Tradition muss doch eigentlich bedrückend wirken. „Ganz im Gegenteil“, lacht Kaja Newman, seit 20 Jahren Geschäftsführerin im Adler. Sie hat das Haus eben gerade mit einem anspruchsvollen Genusskonzept fit für die Zukunft gemacht. Was von langer Hand geplant war, wurde dann - von Corona zwar gebeutelt – in der Zwangspause von April bis Juni umgesetzt. Eine Investition von rund 4,5 Millionen Euro in Hotel, Restaurant, Gäste- und Kinderspielbereiche mit dem Ziel, am Gästemix weiter zu arbeiten. Dem Aktivurlauber soll mit modernem Ambiente und vielfältigem Angebot in Spa und Freizeitaktivitäten der Aufenthalt verschönt werden. Dabei gelang unter der einfühlsamen Regie von Innenarchitektin Michaela Voss (Hotelident) der behutsame Wandel vom Grandhotel zum Boutique-Resort-Hotel.

#ZT#Lobby mit "Leben"#/ZT#

Zum Beispiel mit der neuen Empfangshalle des Haupthauses. Die alte Lobby hatte gewiss ihren Charme, „jetzt aber ist endlich Leben drin“, freut sich Katja Newman. Die Halle wurde deutlich vergrößert, kleine Nischen geschickt genutzt, eine Bar integriert, die Rezeption strategisch platziert. Vor flackerndem Kamin wird täglich von 15 bis 17 Uhr zur stilvollen „Tea-Time“ mit Klavierbegleitung geladen.

Das anspruchsvolle Genusskonzept ist auch in der Küche, im Reich von Küchendirektor Bernhard König und seinen 20 Mitarbeitern, angekommen. In den Adler-Stuben gibt es ein Snackbuffet mit Quiches, Lachslasagne und Co. Ab 18 Uhr stehen vier täglich wechselnde Menüs mit jeweils vier Positionen zur Auswahl. Aus denen kann sich der Gast kreuz und quer sein eigenes Menü aus Frische und Regionalität zusammenstellen. Katja Newman sagt strahlend: „Das wird super angenommen“.

Die Runderneuerung beließ es nicht bei einem neuen Farb- und Interieurkonzept im Wellnesspavillon, sondern griff zum Teil massiv in die Bausubstanz ein. Zehn neue Zimmer erhöhen die Gesamtzimmerzahl auf 64 mit insgesamt 140 Betten. Aus dem Kaffeehaus-Pavillon wurde eine Tagungslocation. Im Restaurant des historischen Schwarzwaldhauses anno 1639 bietet sich ein neuer Raum für Familienfeiern an. Auch der Spielbereich für Kinder wurde aufgemotzt. „Mitunter hatten wir sieben Baustellen gleichzeitig zu beackern, zum Teil noch unter Belegung des Hauses“. Bei einem Hotelareal von rund 70 000 Quadratmetern einschließlich eigenem Privatpark, Adlersee, Eventräumen und einem gut 1800 Quadratmeter großen Wellnessbereich ist das zu verkraften. Nach der Coronakrise wurde das mit zahlreichen Auszeichnungen geschmückte Gourmetrestaurant „Oscars“ aus betrieblichen Gründen nicht mehr weiter betrieben.

#ZT#Fehlendes Tagungsgeschäft#/ZT#

Der Neustart nach Corona ist durchaus gelungen. Jedoch gestatten die Auflagen derzeit nur eine Auslastung der Kapazitäten zwischen 75 und 80 Prozent. Das Tagungsgeschäft, das noch vor Corona etwa 25 Prozent des Umsatzes ausmachte, ist fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Im Parkhotel Adler in Hinterzarten fühlt sich seit Generationen die Pharmaindustrie bei Tagungen und Kongressen mit früher bis zu 100 Teilnehmern wohl. „Jetzt sind es höchstens Vorstandssitzungen mit zehn bis zwölf Personen“, sagt Katja Newman. Sie ist sich zwar sicher, dass zumindest ein Teil der Tagungen wieder zurückkommen wird, aber das könne dauern: „Versprochen haben es viele Veranstalter“.

Die Geschäftsführerin, erst im vergangenen Jahr vom Wirtschaftsministerium mit der Wirtschaftsmedaille des Landes ausgezeichnet, blickt trotz der derzeit unsicheren Lage durchaus positiv und erwartungsvoll in die Zukunft. Eine zweite Welle mag sie sich nicht vorstellen, es werde jetzt auch darauf ankommen, welche weiteren Schritte die Regierung unternimmt, um die Branche zu stützen. Bislang hat das Parkhotel die Pandemie ohne Kündigungen überstanden, allerdings ist die Mannschaft durch auslaufende Verträge von einst 95 auf jetzt 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschrumpft. Weitere Restriktionen für Gäste hält Katja Newman für gefährlich: „Irgendwann einmal wird der Gast nicht mehr mitmachen“.

#ZT#Gastgeberin aus Leidenschaft#/ZT#

Katja Newman (53) hat Authentizität zum Leitfaden ihres Lebens gemacht. Selbstvertrauen und Authentizität erwartet sie auch von ihren Mitarbeitern. „Der Mensch ist wichtig, meine Mitarbeiter sind mit vielen Freiheiten ausgestattet, sie sollen sich selbs treu bleiben, natürlich, fröhlich, spontan und humorvoll“, beschreibt sie ihre Erwartungen. Sie ist als Katja Trescher in einer Hoteliersfamilie aufgewachsen und verbrachte viele Kinderjahre im „Adler“ in Hinterzarten, der ihr ans Herz gewachsen ist. Als junge Frau war sie Rock- und Popsängerin und trat mit ihrem Mann, dem amerikanischen Gitarristen Jimmy Newman, auf. Ausgestattet mit einem amerikanischen Hochschulabschluss, studierte sie Betriebswirtschaft in der Schweiz und absolvierte ihre klassische Hotelfach-Ausbildung im Continental in München. Verantwortung an erster Stelle übernahm sie erstmals als Geschäftsführerin eines Gastronomiebetriebs auf Usedom. Vier Jahre lang managte sie anschließend in München die Cocktailbar „Pomp“, bis sie 1999 der Ruf ihres Vaters in den Familienbetrieb nach Hinterzarten erreichte. Dort hatte sich ein riesiger Investitionsstau aufgebaut, die Gästezahlen waren im Keller. Dynamisch und zielgerichtet ging Katja Newman die Neustrukturierung des Parkhotels Adler an, investierte in etliche Um-und Anbauten viele Millionen Euro, erreichte eine weit verbesserte Auslastung und einen gesunden Gästemix. „Bei uns wohnen drei Generationen unter einem Dach“, freut sich die Mutter eines jetzt 13-jährigen Sohns. Katja Newman lenkt das Unternehmen, immer im Kontakt mit Gästen, mit viel Fachwissen und Erfahrung, mit sicherem Gespür und situativem Führungsstil und mit viel Humor.

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