Internorga: „Viele Aussteller schon angemeldet“

Internorga: „Viele Aussteller schon angemeldet“

HAMBURG.  Die Hamburger Fachmesse für den Außer-Haus-Markt ist für den 12. bis 16. März 2021 geplant - mit einem speziellen Hygiene- und Schutzkonzept. Wie das funktionieren kann, erläutert die Geschäftsbereichsleiterin der Internorga, Claudia Johannsen.

Claudia Johannsen, derzeit werden wieder viele Messen verschoben. Die Heimtextil in Frankfurt wurde von Januar auf Mai 2021 vertagt. Die Weltleitmesse für Wasser, Wärme und Klima ISH wird nur digital stattfinden. Wie sieht es mit der Internorga aus?

Johannsen: Wir sind schon seit Monaten an den Planungen für die Internorga 2021. Aus vielen Gesprächen mit Ausstellern, Branchen-Experten, Gastronomen, Hoteliers sowie Bäckern und Konditoren wissen wir, dass es nach sehr turbulenten Monaten endlich wieder an der Zeit ist, sich persönlich zu treffen und auszutauschen und sich dabei auch gegenseitig Mut für die Zukunft zu machen. Es ist also ein großes Bedürfnis bei allen vorhanden, die Messe zu veranstalten. Einige der Frühjahrsmessen, die abgesagt wurden, sind mit über 50 Prozent Besuchern aus dem Ausland sehr international. In diesen Fällen ist die Durchführung einer Messe mit den vielen Reisebeschränkungen nicht möglich. Die Internorga wird überwiegend national besucht und hängt somit nicht vom weltweiten Coronageschehen ab.

Lässt sich das aus heutiger Sicht überhaupt schon konkret sagen?

Johannsen: Natürlich können wir alle nicht in die Zukunft schauen und wissen nicht, was bis März 2021 sein wird. Die Entwicklungen sind weiterhin sehr dynamisch und wir beobachten und bewerten die Sachlage täglich neu. Doch Stand heute wollen wir die Messe stattfinden lassen. An erster Stelle steht bei allen Überlegungen natürlich die Sicherheit aller Aussteller, Besucher und Mitarbeiter.

In diesem Jahr hat die Messeleitung bis kurz vor Beginn an dem Termin festgehalten und musste dann das Steuer herumreißen.

Johannsen: Auch da war die allgemeine Gemengelage sehr dynamisch. Täglich erhielten wir neue Nachrichten zum Infektionsschutzgeschehen. Wir haben als Messe gründlich überlegt, abgewogen und mit entscheidenden Gremien und Behörden gesprochen und uns dann schweren Herzens zur Absage entschlossen.

Wie sind die Signale der Aussteller? Viele Unternehmen sind vorsichtig geworden und Coca-Cola will an gar keiner Messe im ersten Quartal 2021 teilnehmen..

Johannsen: Bis dato sind die Rückmeldungen der Aussteller mehrheitlich positiv unter den gegebenen Umständen. Leider verzeichnen wir auch Stimmen von Unternehmen, die bis zum Frühjahr 2021 auf Messen verzichten wollen. Das trifft dann natürlich auch uns und wir respektieren das. Diese sind jedoch die Minderheit.

Liegen schon konkrete Anfragen von Ausstellern und Teilnehmern für 2021 vor?

Johannsen: Wir haben von vielen Ausstellern bereits ihre Anmeldungen erhalten. Das freut uns ungemein. Viele wollen nach den Monaten, in denen es keine Messen gab, endlich wieder raus, suchen das persönliche Gespräch mit ihren Kunden und wollen ihre Neuheiten auf einer zugänglichen Plattform – abseits vom virtuellen Angebot – präsentieren.

Wie viele Aussteller und Teilnehmer können zugelassen werden?

Johannsen: Die Hamburg Messe und Congress GmbH hat auf Basis der aktuellen Coronaschutzverordnung der Freien und Hansestadt Hamburg einen umfangreichen Hygieneleitfaden erarbeitet. Um es allen Messeteilnehmern zu ermöglichen, den Abstand von 1,50 m einhalten zu können, wird die Internorga die Besucherzahl auf dem gesamten Veranstaltungsgelände begrenzen. Pro Tag können rund 11.000 Besucher zugelassen werden. Auf die Anzahl der Aussteller wirkt sich das Hygienekonzept bislang nicht aus.

Wie wird sich der Charakter der Veranstaltung verändern? Welche Schwerpunkte wird es geben?

Johannsen: Klar ist, dass die nächste Internorga eine gänzlich andere sein wird als die, die wir alle kennen und lieben. Wie bereits angekündigt, planen wir eine groß angelegte Hallenumstrukturierung, um auf nationale sowie internationale Entwicklungen noch besser eingehen zu können. Ausstellungsbereiche werden wir zeitgemäß und optimiert zusammenlegen. So wird es einzelne Themenbereiche geben, die die aktuellen Marktgegebenheiten widerspiegeln.

Wie sieht das Sicherheitskonzept aus?

Johannsen: Auf der Messe gilt 2021 eine Abstandsregelung und – in öffentlichen Bereichen wie Gängen, Lobby usw. – eine Maskenpflicht. Zudem müssen sich alle Besucher beim Kauf von Tickets vorab für den jeweiligen Besuchstag entscheiden und registrieren. Ebenso ist vorgesehen, dass an den Messeständen die Kontaktdaten der Besucher dokumentiert werden. Darüber hinaus besteht für alle Aussteller nach wie vor die Möglichkeit, ihre Besucher zu bewirten – analog den Richtlinien, die auch für die allgemeine Gastronomie gelten.

Was bedeuten die Veränderungen für die Kostenstruktur?

Johannsen: Die Hygiene- und Sicherheitsregeln führen für alle Aussteller sicher zu kleinen oder auch größeren Veränderungen ihres gewohnten Messeauftritts. Für die Hamburg Messe und Congress steigen die Kosten erheblich, allein im Bereich der Personalkosten für Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen und die Anpassung der Registrierungssysteme. Vieles bedeutet einen stark erhöhten Mehraufwand.

Wäre es sinnvoll, die Messe wieder zu verlängern?

Johannsen: Wir sind der Meinung, dass auch unter den jetzigen Bedingungen fünf Tage Messe ausreichend Gelegenheit bieten, Gespräche zu führen, Produktinnovationen und neue Konzepte zu entdecken.

Welche Veranstaltungen machen Ihnen Mut für ihre Pläne?

Johannsen: Mut hat mir gemacht, dass einzelne Messen schon wieder erfolgreich stattgefunden haben, wie der Caravan Salon in Düsseldorf, der im September mit über 100.000 Besuchern sehr gut besucht wurde. Das beweist doch, dass die Menschen wieder raus gehen wollen und abseits des Internets nach Inspiration und persönlichem Kontakt suchen. Das Digitale kann eben nicht alles ersetzen.

Gibt es auch neue Chancen für die Internorga, etwa mit hybriden Formaten?

Johannsen: Hybride Ansätze prüfen wir derzeit und überlegen, diese für einzelne Veranstaltungen, wie das Internationale Foodservice-Forum zu nutzen.

Wie werden sich Messen generell weiterentwickeln?

Johannsen: Messen haben nach wie vor ihre Berechtigung und Bedeutung. Sie werden sich aber verändern. Dieser Prozess hat bereits vor Corona begonnen. Rein digitale Messen werden meiner Meinung nicht die Zukunft sein, sondern eher hybride Modelle mit einer Mischung aus digitalen Elementen sowie physischen Ständen und die Möglichkeit zum persönlichen Austausch und Netzwerken. Das kann eine rein digitale Messe nicht liefern.

Unter dem Strich: Als was soll die Internorga in die Geschichte eingehen?

Johannsen: Meine Vision ist, dass die INTERNORGA 2021 die erste große Branchenmesse ist, die nach harten Monaten, die der Branche das Äußerste abverlangten, endlich wieder ein Ort ist, an dem das persönliche Gespräch, das Netzwerken und Miteinander im Mittelpunkt stehen und ohne Angst neue Ideen und Produkte zu entdecken sind.

Claudia Johannsen:

Geboren: In Hamburg

Ausbildung: Hotelkauffrau

Stationen: diverse Positionen in der internationalen Hotellerie

Jetzige Tätigkeit: Geschäftsbereichsleiterin bei der Hamburg Messe und Congress GmbH

Freizeit: kochen, lesen und mit Freunden neue Restaurants und Konzepte ausprobieren

Internorga:

Thema: Internationale Leitmesse für den gesamten Außer-Haus-Markt

Frequenz: Gründungsjahr 1921, findet jährlich in Hamburg statt

Fakten: Fast 100.000 Besucher, 1.300 Ausstellern aus 25 Ländern

Termine: Die 94. Internorga ist für 12. bis 16. März 2021 geplant. 2020 war die Messe wegen der Coronakrise ausgefallen.

Geschäftsbereichsleiterin: Claudia Johannsen