Ein familiärer Typ

Ein familiärer Typ

SCHWANGAU. Er ist 35 Jahre alt und hat in den vergangenen zehn Jahren 21 Mio. Euro investiert. Das ist die beachtliche Bilanz von Florian Lingenfelder, Hotelier und Geschäftsführer im Das König Ludwig Wellness & Spa Resort in Schwangau im Allgäu.

In einem Alter, in dem andere junge Menschen eine Weltreise machen oder als Studenten WG-Erfahrung in Großstädten sammeln, entschied sich der junge Macher, das elterliche Hotel am Markt für gehobene Wellnesshäuser neu zu positionieren. Mit Erfolg: Dem 4-Sterne-superior-Haus mit 220 Betten gelingt heute eine Auslastung von 82 Prozent. 150 Mitarbeiter sind im Hotel beschäftigt. Lingenfelder ist angesichts dieses Erfolgs allerdings ziemlich bescheiden geblieben: „Am Ende des Tages ist man im positiven Sinne Mädchen für alles gewesen“, sagt er leichthin.

Dazu gehört es, im gesamten Haus Arbeitsabläufe zu gestalten, zu organisieren und zu strukturieren. Auch im Umgang mit Technik und EDV ist der Vollbluthotelier fit. Sein Herz schlägt allerdings für Bau- und Gestaltungsthemen, „die schönen Dinge im Unternehmen“. Dazu zählt er auch den intensiven Gastkontakt. „Der Gast soll bei mir das ansprechen können, was ihm am Herzen liegt. Ich bin kein Hotelier, der nur im Büro sitzt“, berichtet Lingenfelder voller Überzeugung. Sein Tag im Hotel beginnt um 9 Uhr und endet um 22 Uhr. In diesem Zeitrahmen ist auch Platz für den Austausch mit den Mitarbeitern aller Abteilungen. Sein Führungsstil ist nach eigenem Bekunden „auf Augenhöhe, absolut teamorientiert, demokratisch“.

Ausbildung an der Villa Blanka in Innsbruck

Als Florian Lingenfelder 23 Jahre alt war, entschloss er sich, in den Betrieb der Eltern einzusteigen. „Man muss die Veranlagung haben, Ziele erreichen zu wollen“, urteilt er über sich selbst. Sein Ziel war, das König Ludwig zu den führenden Wellnesshotels in Deutschland zu machen. Dass das gelingen kann, daran glaubte der junge Hotelier von Anfang an. Damals war das König Ludwig ein Haus „ohne zeitgemäße Infrastruktur“, aber er dachte sich ganz pragmatisch: „Je früher ich anfange, desto früher sind wir am Ziel!“

Zu dieser Zeit hatte er schon seine vierjährige Ausbildung an der Tourismusschule Villa Blanka in Innsbruck abgeschlossen – „eine Kombinationsausbildung aus Koch, Hotelkaufmann und Restaurantfachmann“, so Lingenfelder. Bevor er aber daheim startete, sammelte er in anderen Betrieben Erfahrung. Dabei ging es vor allem um Führung, Vertrieb und Marketing. So lernte er auch die Kettenhotellerie kennen – und dabei die Familienhotellerie schätzen: „Ich sehe mehr Potenzial im System Familienhotel und kann mich besser damit identifizieren.“ Diese Erkenntnis und die Kontakte, die er in der Villa Blanca knüpfte und die ihn heute noch begleiten, wiesen den Weg ins eigene Hotel im Allgäu: „Es war keine schwierige Entscheidung, nach Hause gehen“, bekennt der 35-Jährige.

Leuchtturmbetrieb in der Region

Seine Bedingung war, den Betrieb langfristig neu positionieren zu dürfen. Seine Eltern unterstützten ihn dabei, seine Vorstellungen umzusetzen. „Sie waren sich vielleicht nicht ganz im Klaren darüber, wie schnell das geht“, sagt Lingenfelder und lächelt. Noch heute sind die Eltern mit Rat und Tat für ihn da. Mit seinem 82-jährigen Vater übrigens frönt er dem gemeinsamen Hobby: der Jagd in den heimischen Bergen. Was von dort mitgebracht wird, kommt in die Hotelküche und wird zu feinen Wildgerichten verarbeitet.

Die faktische Übergabe des Hotels fand 2010 statt, auf dem Papier erfolgte die Vollübergabe im Jahr 2012. Inzwischen ist Florian Lingenfelder durchs Ziel gegangen – und durchaus selbstbewusst: „Wir sind ein Leuchtturmbetrieb im Allgäu für Gäste und Mitarbeiter – und davon profitiert die ganze Region“, kommentiert der Geschäftsführer die zum vergangenen Jahreswechsel abgeschlossene zehnjährige Investitionsphase.

Fairer Umgang liegt ihm am Herzen

Wie lautet sein Erfolgsrezept? Engagement, Objektivität und Fairness sind die persönlichen Werte-Favoriten des jungen Hoteliers: „Damit kann ich viel erreichen!“ Naturgemäß hat die Coronakrise auch das Hotel Das König Ludwig betroffen. Doch markante Probleme wirtschaftlicher Art gab es in seiner Zeit ansonsten nicht. Lediglich das Thema Fachkräfte und Nachwuchs ist ein Dauerbrenner – wie so oft im Gastgewerbe. „Wir haben das im Unternehmen mit unserem Führungsstil aber gut gelöst und sind auch hier auf einen guten Weg gekommen“, so das Fazit des Hoteliers.

Florian Lingenfelder wäre nicht er selbst, wenn er nicht weitere berufliche Ziele hätte: „Ideen und Pläne gibt es viele, zum Beispiel den Wellness- und Sportbereich zu perfektionieren“, deutet er an. Ein ganz großes privates Ziel hat er jedenfalls im vergangenen April erreicht. Da wurde seine erste Tochter geboren, wie der junge Familienvater stolz erzählt.