Seeding – Ernten, was man sät

Seeding, ob neudeutsch oder denglisch – es ist ein fester Begriff in der Marketingsprache und bedeutet aus dem Englischen übersetzt „säen“. Im Marketing ist die gezielte und strategische Verbreitung von viralem Content gemeint.

Ich verwende das Wort aber gern in seiner tatsächlichen Bedeutung, was an meiner katholischen Erziehung liegen mag – dennoch es ist passend. Was wir geben, bekommen wir irgendwann zurück. Wir säen, um nach stetiger Pflege und Fürsorge die reifen Früchte zu ernten. Dieses Gleichnis lässt sich auch auf ein gutes Personalmarketing übertragen.

Erfolgreiches Employer Branding ist ein Marathon, kein Sprint.

Mal eben was mit Personalmarketing machen, um möglichst schnell den Personalmangel zu beheben funktioniert nicht. Mit einer teuren Blender-Kampagne mag man kurzfristig Scheinerfolg haben, aber darüber wundern, dass die so rasch eingestellten neuen Mitarbeiter binnen weniger Monate oder gar Wochen abbrechen, muss sich nun wirklich niemand. Im ersten Beitrag haben wir bereits erörtert, dass ein gutes externes Personalmarketing nicht ohne ein gutes internes Personalmarketing geht. Es ist ein langwieriger Prozess und kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen wird.

Nur ein nachhaltiges Konzept führt letztlich zum Erfolg. Es geht darum, sich schon früh in die Köpfe der Menschen zu bringen und aktiv dafür zu sorgen, dass sich die Meinung über das Arbeiten in der Hotellerie vom Negativen zum Positiven wendet. Hier muss die Branche zusammenhalten und an einem Strang ziehen!

Bedauerlicherweise erkennen die meisten diese Notwendigkeit nicht und schauen nur auf sich selbst und ihren Betrieb. Fakt ist jedoch, dass die Branche ein Imageproblem hat und dieses zu beheben wird nur im Zusammenschluss möglich sein. Natürlich nicht von heute auf morgen, aber mit etwas Seeding wird es gelingen das Bild über die Hotellerie zu wandeln.

Nacht der Hotellerie

Nehmen wir ein aktuelles Beispiel in eigener Sache. Vor drei Jahren hat Jan Steffen die Berufsorientierungsmesse Nacht der Hotellerie ins Leben gerufen. Warum hat er das getan? Weil er genug hatte von all dem passiven Gejammer über Fachkräftemangel und stattdessen erkannt hat, dass man gemeinsam das Seeding betreiben muss. Konkurrenzdenken unter den Hotels spielt dabei keine Rolle. In Bremen hat sich auf Steffen’s Initiative hin ein Zusammenschluss engagierter Hoteliers gebildet, die erkannt haben, dass es an der Zeit ist Aufklärung zu betreiben, um zu zeigen, dass die Hotellerie eine schöne Branche ist. Natürlich hat sie ihre Schattenseiten, wie jede andere Branche auch, aber diese werden bei der Veranstaltung nicht unter den Teppich gekehrt, sondern auf den Tisch gebracht.

Dieses beispielhafte Seeding beginnt früh, und zwar bei Schülern in der Berufsorientierung, ihren Eltern und Lehrern. Damit werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Junge Menschen bekommen endlich eine gelebte Berufsorientierung mit Workshops, bei denen sie herausfinden können, ob die Hotellerie etwas für sie sein könnte oder eben nicht. Die Betriebe vermitteln in gelassener Atmosphäre die Emotion Hotellerie, was sie ausmacht, und präsentieren sich als attraktive Arbeitgeber.

Können die Hoteliers sich nach der Veranstaltung vor Bewerbern nicht mehr retten? Nein. Haben sie jedoch etwas in den Köpfen der Besucher bewegt? Oh ja!

„Einen besseren und unkomplizierteren Zugang zur Hotellerie gibt es nicht. Ich habe einen guten Einblick bekommen und bin mit vielen Menschen – aller Hierarchiestufen – ins Gespräch gekommen. Ein Teil meiner Schüler hat erfolgreich Bewerbungsgespräche geführt. Ich komme jedes Jahr mit einer Gruppe Schüler und es ist immer wieder anders, aber immer wieder gut.“ – Stanislaw W., Lehrer

Praktikum als Recruitingkanal

Die Schüler, die bei der Messe ihre Begeisterung oder zumindest ihr Interesse für die Hotellerie entdecken, absolvieren nicht selten ein Praktikum in einem der Hotels, welches sie dort für sich auserwählt haben. Verläuft dieses Praktikum gut, hat der Hotelbetrieb einen neuen „Fan“ und wie wir wissen kommt es auf jeden Einzelnen an. Dieser trägt seine positiven Erfahrungen weiter, wird automatisch zum Markenbotschafter und wenn es soweit ist, Azubi in dem Haus. So geht Mitarbeiterbindung – eine Form davon auf jeden Fall.

Noch sind es bedauerlicherweise nur einige wenige Ausnahmen, die das erkannt haben und immer voller Begeisterung dabei sind. Andere wiederum begegnen der Nacht der Hotellerie nach der klassischen Schnellschussmentalität mit Aussagen wie „Warum sollte ich da mitmachen, wenn es mir nicht sofort meinen Fachkräftemangel behebt?“

Und jetzt Sie – wer glauben Sie wird am Ende ernten?

 

Anmerkung: Die Nacht der Hotellerie wird unterstützt von AHGZ Jobsterne, den örtlichen Handelskammern und den lokalen DEHOGA Verbänden. Die Veranstaltung findet am 29.10. erstmalig in Bonn statt und am 05.11. zum vierten Mal in Bremen. Sie möchten dabei sein? Melden Sie sich gern bei mir.

Weitere Informationen gibt es unter www.nacht-der-hotellerie.de; info@nacht-der-hotellerie.de


Über den Verfasser: Michela Ivano ist als Head of Projects für die eto Personalmarketing GmbH tätig, die auch Veranstalter der Nacht der Hotellerie ist. Davor war sie über 15 Jahre lang in der Kreuzfahrt, der internationalen Hotellerie & Gastronomie und im Tourismus in operativen als auch in strategischen Positionen beschäftigt.

Die eto Personalmarketing GmbH mit Sitz in Bremen wurde 2016 von Hotel- & Touristikfachmann Jan Steffen gegründet. Die Mission: „escape the ordinary“. Die eto hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen mit Hilfe eines ehrlichen Personalmarketings bei der Bildung und Stärkung ihrer Arbeitgebermarken aktiv zu unterstützen und zu begleiten. Ein innovativer, ganzheitlicher Ansatz verbindet interne und externe Personalmarketingmaßnahmen und unterscheidet die eto Personalmarketing GmbH somit von klassischen Marketingagenturen. Weitere Informationen unter www.personalmarketing.rocks


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