Praktikum als Recruiting Tool

Ein Praktikum kann mehr als Sie denken. Bedauerlicherweise werden seine Bedeutung und die Möglichkeiten, die er für einen Betrieb mit sich bringt, noch immer stark unterschätzt. Gut umgesetzt ist ein Praktikum jedoch nicht nur ein wirksames Tool zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter, sondern auch zur Mitarbeiterbindung.


Praktikum heute

Wie läuft ein Praktikum in Ihrem Hotel- oder Restaurantbetrieb ab? Mit welchen Aufgaben wird der Praktikant betraut?

Lassen Sie mich ein Bild malen:

Lukas, 16 Jahre alt, möchte im Rahmen der Berufsorientierung in einem Hotel-Restaurantbetrieb schnuppern. Diese Erfahrungen nutzt er dann als Entscheidungsbasis – sei es für den Beruf oder für den Betrieb – oder eben dagegen. Es liegt in der Hand des Betriebs.

Lukas hat lange auf die Entscheidung, ob er sein Praktikum in Betrieb XY absolvieren darf oder nicht, gewartet. Am Ende hat der Betrieb widerwillig zugestimmt „Ok, eigentlich haben wir keine Zeit uns auch noch um einen Praktikanten zu kümmern, aber gut. Du kannst dein Praktikum bei uns machen.“

An seinem ersten Tag ist er sehr aufgeregt und freut sich. Schnell trübt sich diese positive Aufregung -die Schmetterlinge im Brauch- als er merkt, dass er kaum wahrgenommen wird und noch schlimmer – er wird als Störfaktor empfunden und das bekommt Lukas zu spüren. Die Schichtleiterin sagt ihm, dass niemand Zeit hat, um ihn zu betreuen und wenn er dem Team helfen will, soll er Besteck polieren und danach in der Spülküche helfen.

Die Zeit vergeht, die Stimmung ist mies, alle sind gestresst – von Freude keine Spur. Am Ende des Praktikums verbleibt ein unschönes Gefühl – von Willkommenskultur und der Gastfreundschaft, die die Branche vermeintlich ausmacht, ist nichts zu spüren. Das hatte Lukas sich anders vorgestellt.


Praktikum neu denken

Es ist an der Zeit Praktikum neu zu denken. Ein Praktikum soll dazu dienen für die Berufe in der Branche zu begeistern. Dabei gilt es einen guten Spirit zu leben und auf die Praktikanten zu übertragen. Dazu gehört es, den Menschen wahrzunehmen und ihn neben den „lästigen“ Aufgaben, die selbstverständlich Teil des Arbeitsalltags sind, mit Herausforderungen zu betrauen. Nehmen Sie ihn in die Familie auf, integrieren Sie ihn in ihr Team – von Anfang an.

Was schlussendlich immer das Einzige ist, was bleibt, ist das Gefühl, das Sie im Menschen entfachen und der Eindruck, den Sie damit hinterlassen.

Hören Sie auf, den Praktikanten als lästigen Störfaktor zu sehen, der Ihnen sowieso nichts bringt. Denn mit dieser Einstellung wird er Ihnen tatsächlich nichts bringen. Revolutionieren Sie das Praktikum zunächst in Ihrer persönlichen Haltung und folglich auch in der Durchführung. Machen Sie sich stets bewusst, dass Sie mit dem Eindruck, mit dem Feeling, das Sie hinterlassen, viel erreichen können.

Bei einem Schulpraktikum zum Beispiel können Sie den Nachwuchs nicht nur für die Branche, sondern in erster Linie auch für sich als potenziellen Ausbildungsbetrieb begeistern.

Gehen Sie strukturiert vor: Definieren Sie die Ziele, sprechen Sie mit dem Praktikanten darüber und über seine als auch Ihre Erwartungen, sorgen Sie für einen geeigneten Ansprechpartner/Betreuer/Buddy und für eine gute Integration in Ihr Unternehmen, betrauen Sie den Praktikanten mit vielseitigen Aufgaben (nicht nur mit der „Drecksarbeit“), bleiben Sie im Dialog und führen Sie zum Abschluss ein Auswertungsgespräch. Die Auswertung sollte nicht nur der Beurteilung des Praktikanten dienen. Umgekehrt ist es eine großartige Gelegenheit für Sie ein ungefiltertes Feedback zu bekommen, sodass Sie wissen, an welcher Stelle es noch Raum für Optimierungen gibt.

Macht der Schüler im Laufe seines Praktikums bei Ihnen gute Erfahrungen, kommt er nicht nur zu Ihnen zurück, wenn die Ausbildung ansteht, sondern er trägt es auch nach außen und empfiehlt es interessierten Freunden und Bekannten.


Das Branchenimage aufpolieren…

… kann man am besten, indem alle an einem Strang ziehen, statt nur auf sich zu schauen.

Ziehen alle mit, so wird der Kreislauf des ewig schlechten Rufes irgendwann durchbrochen. Dann wird es auf die Ankündigung „Ich denke darüber nach, eine Ausbildung im Hotelfach zu machen“ nicht mehr heißen: „Mach das bloß nicht! Das ist schlechtbezahlte Arbeit, bei der du dich nur kaputt machst.“

Ein junger Mensch, der im Praktikum gute Erfahrungen in einem Betrieb macht, wird dem etwas entgegnen und sich seiner Entscheidung sicher sein.

Hier ist der Einsatz eines jeden Hotellerie- und Gastronomiebetriebs gefragt. Es gilt den Nachwuchs für die Branche begeistern, sich den Vorurteilen zu stellen, die harte Arbeit nicht zu beschönigen, aber eben auch all die Dinge, die diese wunderbare Branche ausmachen nach außen zu tragen – sie zu leben und zu lieben. Eine Begeisterung, die so ansteckend ist, dass niemand vor ihr „sicher“ ist.


Mitarbeiterbindung

Das Praktikum ist eine Form der Mitarbeiterbindung bestehender als auch zukünftiger Mitarbeiter. Betrauen Sie einen bestimmten Mitarbeiter mit der Verantwortung den Praktikanten zu betreuen und zu begeistern, so ist dieser dankbar für diese Form der Wertschätzung und des Vertrauens, das Sie -mit einer solch verantwortungsvollen Aufgabe- in ihn setzen. Kurz: Ernennen Sie einen „Praktikantenbotschafter“.

Gut angestellt, können Sie aber auch den Praktikanten schon zu diesem Zeitpunkt an sich binden – ganz nach dem Motto Lass uns Freunde bleiben. Bleiben Sie in Kontakt, schaffen Sie eine nachhaltige Verbindung und glauben Sie mir, steht der Schüler dann vor der Entscheidung welchen Ausbildungsbetrieb er für sich auserwählt, dann wird er sich an Sie wenden. Vorausgesetzt Sie haben ein gutes Gefühl bei ihm hinterlassen.


Über den Verfasser: Michela Ivano ist als Head of Projects für die eto Personalmarketing GmbH tätig, die auch Veranstalter der Nacht der Hotellerie ist. Davor war sie über 15 Jahre lang in der Kreuzfahrt, der internationalen Hotellerie & Gastronomie und im Tourismus in operativen als auch in strategischen Positionen beschäftigt.

Die eto Personalmarketing GmbH mit Sitz in Bremen wurde 2016 von Hotel- & Touristikfachmann Jan Steffen gegründet. Die Mission: „escape the ordinary“. Die eto hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen mit Hilfe eines ehrlichen Personalmarketings bei der Bildung und Stärkung ihrer Arbeitgebermarken aktiv zu unterstützen und zu begleiten. Ein innovativer, ganzheitlicher Ansatz verbindet interne und externe Personalmarketingmaßnahmen und unterscheidet die eto Personalmarketing GmbH somit von klassischen Marketingagenturen. Weitere Informationen unter www.personalmarketing.rocks


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