Lass uns Freunde bleiben

"Wie bitte? Der geht zum Meier? Für 50 € mehr?! Der wird schon sehen, was er davon hat.“

So oder so ähnlich ertönt die Entrüstung, wenn der Verantwortliche erfährt, dass der Mitarbeiter gekündigt hat, um nun bei der nahe gelegenen Konkurrenz zu arbeiten. Für etwas mehr Geld. Er fühlt sich betrogen. Das war damals schon so und das ist in Zeiten des Fachkräftemangels noch ausgeprägter der Fall. Der Buhmann ist ganz klar der betrügerische und illoyale Mitarbeiter, der es gewagt hat, das Unternehmen zu verlassen. Nach allem was man für ihn getan hat!

Der Schuldige oder noch salopper formuliert, der Böse, ist schnell gefunden. Kaum jemand kommt in seiner Wut auch nur ansatzweise auf die Idee die möglichen Gründe zu erörtern oder gibt sich nur allzu schnell mit Argumenten wie „da gibt’s halt mehr Geld“ zufrieden.

Kündigung als Chance zur Selbstreflexion

Die Kündigung eines Mitarbeiters oder gar mehrerer ist ein ganz deutliches Signal, welches zu ignorieren, fatal ist. Es sagt uns, dass intern etwas nicht stimmt. Dies mit „der ist doch gegangen, weil er drüben mehr Geld bekommt“ ist ziemlich kurz gedacht und kein cleverer Schachzug.

Es ist spätestens jetzt an der Zeit für einen genauen Blick auf die innerbetrieblichen Abläufe, auf die Stimmung und natürlich auf die Mitarbeiter. Niemand kann besser darüber Auskunft geben, was schiefläuft, als die Mitarbeiter selbst. Der Dialog ist unabdingbar und nicht nur der. Denn wenn Gespräche und Versprechen im Orbit verpuffen, büßt man an Glaubwürdigkeit ein und verliert womöglich noch mehr Angestellte.

Seien Sie gewiss, niemand geht „nur“ wegen dem Geld. Ein glücklicher Mitarbeiter wird das Unternehmen nicht für 50 € oder 100 € mehr verlassen. Es steckt immer mehr dahinter.

Schluss mit dem „Bestrafen“

Werfen wir einen Blick auf die Zeit zwischen formeller Kündigung und dem Verlassen des Arbeitgebers.

Nicht selten werden Mitarbeiter, die kündigen mit „Nichtbeachten“ gestraft. Man lässt sie deutlich spüren, dass sie im Auge des Unternehmens einen unverzeihlichen Fehler begangen haben. Sie werden merklich zur „persona non grata“ degradiert.

Die wenigsten Vorgesetzten erkennen, dass sie damit kein gutes Licht auf sich und ihr Unternehmen werfen. Denn der Mitarbeiter, der in seinen letzten Wochen oder gar Monaten noch „abgestraft“ wird - sei es mit Ignoranz oder den unvorteilhaftesten Arbeitszeiten - ist wie ein Gast zu betrachten. Er trägt die Kunde nach außen und wie wir wissen wird Negatives weitaus häufiger kundgetan als Positives. Das Resultat? Ohne es zu wissen, werden potenzielle neue Mitarbeiter vergrault.

Besonders bitter ist es, wenn der Grund der Kündigung kein persönlicher war. So wird bei dieser Vorgehensweise aus einem neutralen Mitarbeiter ein frustrierter, der seinen Arbeitgeber sicher nicht mehr weiterempfehlen wird. Auch eine eventuelle Rückkehr ist spätestens nach solch einem Verhalten keine Option mehr.

Freundschaft an Stelle von Verbitterung

Wir schlagen einen anderen Weg vor, einen wohlwollenden – sich selbst und anderen gegenüber. Hotellerie und Gastronomie sind sehr emotionsgeladen – diese Welt ist klein. Man begegnet sich mindestens zwei Mal im Leben. In unserer Branche ist mehr als zwei Mal jedoch wesentlich wahrscheinlicher.

Warum also nicht einfach Freunde bleiben? Es wäre wesentlich klüger, seine persönlichen Befindlichkeiten zurückzustellen und im Guten auseinander zu gehen. Oder noch besser: gar nicht endgültig auseinander zu gehen. Bleiben Sie in Kontakt.

Ein Mensch, der überwiegend Positives mit seinem ehemaligen Arbeitgeber assoziiert und ab und zu mal von diesem hört (Wege gibt es viele), wird keinerlei Hemmungen verspüren zurückzukehren – spätestens, wenn er erkennt, dass im Hotel nebenan (seinem neuen Arbeitsplatz) auch nur mit Wasser gekocht wird.

 

Anmerkung: Die Empfehlung den Kontakt aufrechtzuerhalten bezieht sich natürlich auf ein insgesamt positiv geprägtes Arbeitsverhältnis. Bei gebrochenen Verhaltensregeln wie Diebstahl zum Beispiel, sollte man den Mitarbeiter einfach ziehen lassen.


Über den Verfasser: Michela Ivano ist als Head of Projects für die eto Personalmarketing GmbH tätig, die auch Veranstalter der Nacht der Hotellerie ist. Davor war sie über 15 Jahre lang in der Kreuzfahrt, der internationalen Hotellerie & Gastronomie und im Tourismus in operativen als auch in strategischen Positionen beschäftigt.

Die eto Personalmarketing GmbH mit Sitz in Bremen wurde 2016 von Hotel- & Touristikfachmann Jan Steffen gegründet. Die Mission: „escape the ordinary“. Die eto hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen mit Hilfe eines ehrlichen Personalmarketings bei der Bildung und Stärkung ihrer Arbeitgebermarken aktiv zu unterstützen und zu begleiten. Ein innovativer, ganzheitlicher Ansatz verbindet interne und externe Personalmarketingmaßnahmen und unterscheidet die eto Personalmarketing GmbH somit von klassischen Marketingagenturen. Weitere Informationen unter www.personalmarketing.rocks


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