Wer bis zum Hals in der Sch#!*e steckt, sollte den Kopf nicht hängen lassen

In Zeiten von Covid-19 tritt die Zerbrechlichkeit einer ganzen Branche zutage. Besonders stark betroffen: die Gastronomie, die Hotellerie und der Tourismus. Unternehmen bangen um ihre Existenz, Mitarbeiter werden entlassen, Geschäftstätigkeiten eingestellt, Insolvenzen angemeldet -und es wird protestiert. Lautstark präsentiert eine Branche ihren Unmut. Wir sehen leere Stühle am Brandenburger Tor, hören Interviews mit nun arbeitslosen Köchen, Kellnern und Auszubildenden, lesen über Kurzarbeit und die unsichere Zukunft einer ganzen Berufszunft. Welchen Eindruck hinterlässt die Branche damit in der Öffentlichkeit?


Noch mehr Image-Schaden für den Arbeitgeber Hotellerie

Hieß der Feind bis vor einigen Wochen noch Fachkräftemangel, heißt er heute Corona. Doch das neue Feindbild hat das andere nicht verdrängt oder gar ausgelöscht, sondern es lediglich in die vermeintlich stille Ecke verwiesen – vorerst.

„Frau Ivano, meine Schülerinnen und Schüler erzählen mir, dass sie Influencer, Architekt und Anwalt werden wollen. Wie soll ich sie davon ausgehend für die Hotellerie begeistern? Mein bestes Argument ist die Sicherheit des Arbeitsplatzes und wie Sie sagen noch die Karrieremöglichkeiten.“

Ein Auszug aus einem meiner Gespräche mit einer Lehrkraft, mit der ich zur eTo Berufsorientierungsmesse „Nacht der Hotellerie“ im Austausch stand. Das Format hat es sich zum Ziel gesetzt, den Nachwuchs für die Branche zu begeistern und das ist bei vielen gelungen. Vorurteile konnten widerlegt werden, Eltern waren positiv überrascht und Lehrer lernten viel Neues über ein Berufsfeld, das ihnen zuvor nicht viel Gutes sagte. Auch die offenen und schonungslos ehrlichen Vorträge von Olaf P. Beck haben dazu beigetragen die Schwellenangst zum Berufsbild zu senken. Die Besucher und Teilnehmer erfuhren bei der Veranstaltung, wie vielseitig die Karrieremöglichkeiten sind, wie leidenschaftlich die Branche ist, wie erfüllend die Tätigkeit und wie sicher Arbeiten in der Hotellerie & Gastronomie ist.

Sicherheit. Dieses eine starke Argument, mit dem sich sogar Lehrkräfte und Eltern, aber auch Schüler überzeugen ließen, die Berufswelt Hotellerie & Gastronomie zumindest einmal ins Auge zu fassen, ist jetzt hinfällig geworden. Schlagartig ist es in der Wahrnehmung vom sichersten Arbeitsplatz zu einem der unsichersten geworden, und das macht die Rekrutierung von Nachwuchs nicht einfacher. Im Gegenteil.

Der Tourismus erlebt diesen Schaden auch, aber er kann ihn besser verkraften, denn die allgemeinen Assoziationen mit dem touristischen Arbeitsfeld sind eher positiv, fast schon romantisch mit dem Traum vom Reisen und Entdecken. Die Assoziationen mit Berufen in der Hospitality hingegen sind eher negativ geprägt und sie werden jetzt noch verstärkt. Zu all den Vorurteilen, teilweise echten Nachteilen wie schlechte Bezahlung, schlechte Arbeitszeiten, schlechte Arbeitsbedingungen, etc. kommt jetzt auch noch die Unsicherheit. Noch ein harter Schlag für die Branche.


Was Sie tun sollten, wenn Sie auch das Danach überstehen wollen

Vor der Krise ist nach der Krise. Wenn wir davon ausgehen, dass die Lage sich im besten Fall innerhalb der nächsten sechs bis acht Wochen stabilisieren wird, die Einschränkungen gelockert und wenigstens der innerdeutsche Tourismus gefördert wird, dann sehen sich die meisten Betriebe wieder dem Fachkräftemangel gegenüber. Diejenigen, die es versäumt haben, Kündigungen mit Anstand zu vollziehen (Corona war für viele der Freifahrtschein, den Mitarbeitern ohne jegliche Vorankündigung einfach per Brief zu kündigen) und den Kontakt mit ihren Teams in Kurzarbeit zu pflegen, werden schlechte Chancen haben, wenn sie die Mitarbeiter plötzlich wieder zurückhaben wollen. Denn die werden sich größtenteils bereits anderweitig orientiert oder im schlimmsten Fall der Branche den Rücken gekehrt haben.

Mindestens genauso schlechte Chancen werden diejenigen haben, die die Themen Mitarbeiterzufriedenheit, Bewerbermanagement und Personalmarketing im Allgemeinen vernachlässigt haben. Die Arbeitgeber, die nicht erkannt haben, dass sie diese erzwungene Pause bestens hätten nutzen können, um ihre Mitarbeiter zu binden und eine starke Arbeitgebermarke auf- bzw. auszubauen – intern und extern.

Ja sicher, durch die Kündigungen und Insolvenzen sind wieder qualifizierte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt, aber auch die wollen überzeugt werden, denn gerade sie haben schlechte Erfahrungen gemacht und werden nun ganz besonders darauf achten, wem sie als Nächstes ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Wer ist in dieser Lage ein attraktiver und zukunftsorientierter Arbeitgeber? Jetzt, wo die Branche einen entscheidenden Pluspunkt weniger hat. Wie also wollen Sie den Neustart ohne gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angehen und wie wollen Sie gute Fachkräfte für sich gewinnen, wenn Sie nicht mit überzeugenden Argumenten und einem starken Auftritt auf dem Markt vertreten sind?


Zeigen Sie Ihre Stärke

Jetzt ist die Zeit und jetzt ist es wichtiger denn je sich zu positionieren und der Welt zu zeigen, dass Sie wirklich stark sind, dass Sie hinter Ihren MitarbeiterInnen stehen, dass es mit allen Höhen und Tiefen Perspektiven gibt und dass die Branche nach wie vor erstrebenswert ist – für leidenschaftliche Gastgeber wie Sie und wie die, die es werden w/sollen. Lassen Sie Ihren Kopf nicht hängen. Richten Sie sich auf und gehen Sie es an.

 

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Über den Verfasser: Michela Ivano ist als Head of Projects für die eto Personalmarketing GmbH tätig, die auch Veranstalter der Nacht der Hotellerie ist. Davor war sie über 15 Jahre lang in der Kreuzfahrt, der internationalen Hotellerie & Gastronomie und im Tourismus in operativen als auch in strategischen Positionen beschäftigt.

Die eto Personalmarketing GmbH mit Sitz in Bremen wurde 2016 von Hotel- & Touristikfachmann Jan Steffen gegründet. Die Mission: „escape the ordinary“. Die eto hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen mit Hilfe eines ehrlichen Personalmarketings bei der Bildung und Stärkung ihrer Arbeitgebermarken aktiv zu unterstützen und zu begleiten. Ein innovativer, ganzheitlicher Ansatz verbindet interne und externe Personalmarketingmaßnahmen und unterscheidet die eto Personalmarketing GmbH somit von klassischen Marketingagenturen. Weitere Informationen unter www.personalmarketing.rocks


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