Geheimakte Benefits

Die naturgemäße berufsbedingte Diskretion des Hoteliers überträgt sich auch auf den Bereich der Personalwerbung – nicht unbedingt zu seinem Vorteil.

 

Neulich beim Kundengespräch:

„Und, was bieten Sie Ihren Mitarbeitern so an Zusatzleistungen?“ Auf das erste Schweigen folgt langsam und sehr verhalten eine Liste großartiger Benefits. Die werden mal eben so nebenbei erwähnt und heruntergespielt. Ist halt so.

Finden sie irgendwo Erwähnung – in Stellenanzeigen zum Beispiel? Nein.

Wissen die Mitarbeiter, dass es diese Vorzüge für sie gibt? – „Eigentlich schon. Glaube ich... Ähm, keine Ahnung.“

 

So oder so ähnlich laufen viele unserer Kundengespräche ab. Einige Arbeitgeber in der Hotellerie sind sich ihrer Vorzüge nicht bewusst oder kehren sie als selbstverständlich unter den Teppich.

Show what you got! – Zeigt, was ihr habt!

Den bescheidenen Hidden Champions alle Ehre, aber wen bringt das weiter? Richtig. Niemanden. Es ist vielmehr eine fatale Lose-Lose Haltung, von der weder der Arbeitgeber noch der Arbeitnehmer profitiert. Was spricht also dagegen, selbstbewusst aus dem Schneckenhäuschen zu treten und zu zeigen, dass man sich nicht mit dem Gejammer über Fachkräftemangel und den schlechten Ruf der Branche zufriedengibt?

Das übliche „Wir bieten-Gedöns“ mit den ewig gleichen Floskeln von guter Arbeitsatmosphäre und Spaß im Team hat ausgedient. Damit werden potenzielle neue Mitarbeiter nicht dazu animiert sich für Hotel XY zu entscheiden. Liebe Tiefstapler, Sie haben recht, großangelegte und offensichtlich unehrliche Blender Kampagnen sind auch nicht der richtige Weg.

Wie immer liegt das Gute irgendwo dazwischen. Wer den Mitarbeitern über ein gutes Team hinaus auch Zusatzleistungen zu bieten hat, die einen echten Mehrwert für sie darstellen, sollte damit nicht hinter dem Berg halten. Oft sind es Nuancen, die eine Entscheidung beeinflussen – sei es positiv oder negativ.

In Zeiten, in denen Bewerber die Wahl zwischen mehreren Arbeitsplätzen haben, kann auch mal ein Detail wie ein Firmenfahrrad oder eine aus Überzeugung gelebte ökologische Unternehmenspolitik der ausschlaggebende Punkt dafür sein, sich für den einen Arbeitgeber zu entscheiden und nicht für den anderen.

Die Vorzüge zu kommunizieren ist aber nicht nur im Bewerbungsprozess von enormer Bedeutung, sondern auch und vor allem innerbetrieblich. Sie erinnern sich – externes Personalmarketing geht nicht ohne internes Personalmarketing.

Ist es nicht eine Schande, wenn Mitarbeiter nichts von den Vorteilen ihres eigenen Arbeitgebers wissen?

Die Hotellerie ist eine sehr emotionale Branche. Da kann ein Aufreger schnell zu einer Kurzschlussreaktion = Kündigung führen. Natürlich brodelte es da wahrscheinlich vorher schon länger, aber darum geht es nicht. Viele Arbeitgeber bekommen überhaupt nicht mit, ob es ihren Mitarbeitern gut geht oder nicht, ob sie bei und mit ihrer Arbeit zufrieden sind oder nicht.

Man stelle sich vor Max Mustermann, Hotelfachmann, erfährt aus Hotelstaff-Foren z.B., dass Hotel XYZ seinen Mitarbeitern Zusatzleistungen wie vergünstigte Festivaltickets, Firmenfahrräder und Firmenfitness bietet. Dasselbe Repertoire hat auch das Hotel, in dem Max aktuell arbeitet – er weiß es aber nicht. In seiner nächsten Teilschicht bringt etwas das Fass zum überlaufen – er kündigt und bekommt sofort einen Job bei Hotel XYZ. Die haben ohnehin mehr zu bieten.

Das ist weder an den Haaren herbeigezogen noch ein Märchen. Genauso spielt es sich nicht selten in der Realität ab. Die meisten Arbeitgeber bekommen es nur nicht mit bzw. kennen die Hintergründe nicht.

Und was ist nun die Moral von der Geschichte?

Die Moral ist, dass Bescheidenheit oder schlimmer „Nicht-Wissen“ um seine wahren Vorzüge auf dem umstrittenen Fachkräftemarkt fehl am Platz sind. Wem die Themen Mitarbeiterbindung (internes Personalmarketing) und Mitarbeiterwerbung/Personalsuche (externes Personalmarketing) ein echtes Anliegen sind, der sollte diesen Tipp beherzigen und seine Benefits prominent platzieren – zum Besten aller Beteiligten.

Wer seinen Mitarbeitern außer „gutes Arbeitsklima“, „unbefristeter Arbeitsvertrag“ und das „jährliche Grillfest“ wirklich nichts zu bieten hat, sollte dringend etwas tun. Das muss nicht zwangsläufig hochpreisig sein.


Über den Verfasser: Michela Ivano ist als Head of Projects für die eto Personalmarketing GmbH tätig, die auch Veranstalter der Nacht der Hotellerie ist. Davor war sie über 15 Jahre lang in der Kreuzfahrt, der internationalen Hotellerie & Gastronomie und im Tourismus in operativen als auch in strategischen Positionen beschäftigt.

Die eto Personalmarketing GmbH mit Sitz in Bremen wurde 2016 von Hotel- & Touristikfachmann Jan Steffen gegründet. Die Mission: „escape the ordinary“. Die eto hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen mit Hilfe eines ehrlichen Personalmarketings bei der Bildung und Stärkung ihrer Arbeitgebermarken aktiv zu unterstützen und zu begleiten. Ein innovativer, ganzheitlicher Ansatz verbindet interne und externe Personalmarketingmaßnahmen und unterscheidet die eto Personalmarketing GmbH somit von klassischen Marketingagenturen. Weitere Informationen unter www.personalmarketing.rocks


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