Die Zeit nach Corona beginnt im Jetzt

Immer wieder hört und liest man, wie man sich am besten auf die Zeit nach Corona vorbereiten kann und sollte. Doch was ist, wenn man darüber die Gegenwart aus den Augen verliert? Wenn man sich dann vielleicht auf das Danach vorbereitet hat, aber sich plötzlich ganz anderen Herausforderungen gegenübersieht? Herausforderungen, die entstanden sind, weil wir „damals“ so auf das Danach fokussiert waren, dass wir dem Jetzt keine Beachtung mehr geschenkt haben.

Solch eine Herausforderung könnte der Fachkräftemangel sein: Mitarbeiter, die sich anderweitig orientiert und den Betrieb -gar die Branche- verlassen haben, fehlende Bewerber und fehlender Nachwuchs. Halten Sie also bei all Ihren Vorbereitungen auf das Danach immer mal wieder inne und schauen Sie auf das Jetzt. Wie geht es Ihren Mitarbeitern? Was geht in Ihnen vor?


Auch Vorzeigebetriebe sind nicht sicher

Selbst in Hotel- und Gastronomiebetrieben, die eine vorbildliche Mitarbeiterführung leben und ein gutes Polster haben, um diese Zeit durchzustehen, können sich nicht darauf ausruhen. Ich habe in den vergangenen Monaten mit Mitarbeitern in der Branche gesprochen, die in solchen Betrieben arbeiten. Sie sind dankbar und froh über ihre Situation – vor allem im Hinblick darauf, dass sie sehen, wie es anderen Kollegen ergeht. Und dennoch. Auch bei ihnen schleicht sich dieses Gefühl von Sorge um ihre Zukunft ein – einhergehend mit der Überlegung sich anderweitig fortzubilden und umzuorientieren. Einige tun es, andere warten noch ab.

Während die einen ihre Energie darin investieren, sich über andere Branchen zu echauffieren, die aktiv um Gastrokräfte werben, erkennen die anderen, dass sie aktiv werden müssen und tauschen sich mit ihren Mitarbeitern aus. Mit denen, die es am besten wissen. Denn das Thema Abwanderung ist und bleibt allgegenwärtig.

Als Arbeitgeber können Sie, besonders in dieser aktuellen Lage, viel falsch machen. Sie können aber auch viel richtig machen. Was also tun?

Dazu habe ich mich mit Julia Boeminghaus, Director Human Resources bei den Travel Charme Hotels & Resorts, unterhalten. Wie gehen sie bei Travel Charme mit der Krise um, was tun sie im Jetzt und wie bereiten sie sich auf das Danach vor? Und was sagen ihre Mitarbeiter?


„Das Wichtigste ist, dass sich die Mitarbeiter nicht allein fühlen.“

Die Marke Travel Charme betreibt derzeit zehn Hotels & Resorts an beliebten Urlaubsdestinationen in Deutschland und Österreich. Sie sind noch mitten im Aufbau ihrer Arbeitgebermarke. „Wir machen sicher auch nicht alles perfekt, aber wir stellen uns den sich täglich ändernden Herausforderungen und versuchen den Stillstand bestmöglich zu nutzen“, so Julia Boeminghaus. Anfang 2020 haben sie zum Beispiel mit unserem eTo Personalmarketing Projektmanagement ein Bewerbermanagementsystem implementiert, das ihnen und ihren Bewerbern die Bewerbungsprozesse erleichtert und sie effizienter gestaltet. Beim ersten Lockdown haben sie außerdem ein internes Kommunikationstool implementiert, eine Mitarbeiter-App, die ähnlich wie ein soziales Netzwerk aufgebaut ist. Die Mitarbeiter können sich hier austauschen, Bilder teilen und sich so destinationsübergreifend vernetzen. Mit Foto Challenges und verschiedenen Aktionen werden Kennenlernen und Miteinander gefördert. „Mir hat sehr gut gefallen, dass ich durch die App gesehen habe, was wir für ein tolles Unternehmen sind und was bei Travel Charme so los ist. Wir haben ja insgesamt 10 Hotels und hier sieht man ganz gut, was die anderen Hotels machen. Viele Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Häusern haben Fotos von Aktionen und ihren Aktivitäten gepostet, von der Umgebung und haben anderen einfach Grüße geschickt.  All das würde man ohne diese Kommunikation gar nicht mitbekommen“, erzählt uns Juliane, Empfangsmitarbeiterin im Gotischen Haus Wernigerode.

Wie gehen sie bei Travel Charme mit der Krise um? „Eine positive Einstellung ist das Allerwichtigste und wir versuchen einander nah zu bleiben, in Kontakt zu bleiben und die Kommunikation aufrecht zu erhalten. Und auch die Mitarbeiter auf verschiedenen Arten beschäftigt und involviert zu halten. Wir denken, das Wichtigste ist, dass sich die Mitarbeiter nicht allein fühlen“, so Julia Boeminghaus. „Gerade die Weihnachtszeit kann unter solchen Umständen sehr einsam werden. Wir haben einen interaktiven Adventskalender für alle gestartet, mit Abholaktionen in der Lobby (Glühwein, Plätzchen...) und Austausch in der App. Es gab Weihnachtsgeschenke für alle, lustige Botschaften von der Geschäftsführung, Dank, Motivation und generell sehr rege Kommunikation via Newsletter und App. Besonders emotional wurde es bei der Adventskalender- und der Geschenkübergabe an der polnischen Grenze. Der Hoteldirektor aus dem Hotel Heringsdorf zum Beispiel hat die Übergabe an der Grenze der Strandpromenade organisiert, wo er die polnischen Mitarbeiter getroffen hat.“


Als Hoteldirektor auf Hausbesuch

Federführend organisiert ist das alles vom Head Office in Berlin, doch jedes einzelne Hotel engagiert sich auch individuell für seine Mitarbeiter. Das tun sie unter anderem mit gemeinsamen Fitness Challenges, Azubi Projekten oder auch mal mit einem Hausbesuch. Wie so ein Besuch aussehen kann? Einfach mal klingeln und an der Tür mit Abstand oder übers Fenster kurz unterhalten, Hallo sagen. Begegnung. Austausch. Kontakt. Verbindung. Wertschätzung. Das mag klein erscheinen, macht aber einen so großen Unterschied – gerade jetzt zu einer Zeit, in der wir alle nach menschlichen Begegnungen (außerhalb von Social Media) lechzen.

Neben all den zwischenmenschlichen Aspekten dürfen natürlich auch die professionellen nicht zu kurz kommen. Diese decken die Hotels im Stillstand mit Webinaren und internen Weiterbildungen ab. Julia Boeminghaus dazu: „Für das Jahr 2021 haben wir neben den fachlichen Themen und den Trendthemen, die wir eigentlich immer abdecken, auch neue ´Soft Skill Themen´ in den Fokus geholt, die sich genau an soziale Herausforderungen in schwierigen Zeiten richten.  Wir haben Themen wie Resilienz, positive & wertschätzende Kommunikation, Stressbewältigung im Alltag, Mitarbeiter motivieren, etc. im Kalender. Gestern fand das erste Webinar statt. Die Teilnahme war überwältigend! Wir haben uns sehr gefreut, dass so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen und Hotels an dem Kurs teilgenommen haben.“

In der Gegenwart zeigt sich das Management der Travel Charme Hotels & Resorts aktiv und engagiert. Und was unternehmen sie für die Zukunft, um sich auf das Danach vorzubereiten? „Wir planen gerade die Schritte, die wir vor den Wiedereröffnungen gehen müssen.  Schulungen sind hier sehr wichtig. Viele der Mitarbeiter haben mehrere Monate nicht mehr ihren gewohnten Job gemacht, haben seit Monaten mit keinem Gast mehr gesprochen und ihre Serviceabläufe nicht mehr erlebt.  Wir planen detailliert Schulungen zu den Abläufen, aber auch zur Kommunikation mit den Gästen.  Besonders auch zu Corona-Themen, denn hier werden sich viele Meinungen teilen und unsere Mitarbeiter müssen sicher sein für den Umgang mit solchen Themen. Zusätzlich bereiten wir auch weitergehende Sicherheitsmaßnahmen für unsere Mitarbeiter vor, damit sich der Arbeitsalltag und der wichtige Kontakt mit Menschen sich so sicher wie möglich anfühlt und wir unsere Mitarbeiter und Gäste bestmöglich schützen können“, erzählt Julia Boeminghaus. 


Personalmarketing im Jetzt - Check

Dass der Austausch über die interne Kommunikations-App als auch das Bildungsangebot so gut angenommen werden, zeigt, dass das Engagement der Führungsriege Früchte trägt und dass die Bedürfnisse der Mitarbeiter in diesen Zeiten getroffen werden. Sie arbeiten und kommunizieren zukunftsorientiert, sodass sich den Mitarbeitern kaum die Frage nach der Sicherheit ihres Arbeitsplatzes stellt. An der Vorbereitung auf die Wiedereröffnung sind sie mit Workshops aktiv involviert. Sie gestalten wirklich mit und wissen, dass sie für die Zukunft des Unternehmens wichtig sind.

Der Küchenchef Milan aus dem Fürstenhaus am Achensee in Österreich beschreibt seine Erfahrungen mit der Pandemie folgendermaßen: „Ich habe gelernt, dass man auch große und komplizierte Ereignisse und Probleme wie zum Beispiel Corona mit Geduld, Hartnäckigkeit und ganz wichtig Einfallsreichtum und dem Streben nach Neuem überwinden und bewältigen kann. Man muss das Alte auch mal loslassen und sich in neue unbekannte Sachen stürzen. Es hat mich unbewusst darin bestärkt auch mal ein Risiko mehr einzugehen und mehr an sich zu glauben und auch an seine eigenen Fähigkeiten zu glauben.“

Was kann Travel Charme nun also erwarten? Auf jeden Fall ein Mehr an Zusammenhalt und Loyalität. Mit ihren Personalmarketingmaßnahmen im Hier und Jetzt wenden sie aktiv die Gefahr der Abwanderung ab und machen ihre Mitarbeiter zu ihren Markenbotschaftern.

Und welchen Rat hat Küchenchef Milan noch für uns alle?

„Glaubt an euch und steht geschlossen als Team zusammen, so dass jeder jeden unterstützt und motiviert. Nutzt die Zeit des Stillstands und bildet euch weiter, bleibt mit Kollegen im Kontakt und Austausch und probiert neue Sachen aus!“

 

Über den Verfasser: Michela Ivano ist als Director Employer Telling & Content für die eTo Personalmarketing GmbH tätig, die auch Veranstalter der Nacht der Hotellerie ist. Davor war sie über 15 Jahre lang in der Kreuzfahrt, der internationalen Hotellerie & Gastronomie und im Tourismus in operativen als auch in strategischen Positionen beschäftigt.

 

Personalmarketing ist Personalarbeit im Sinne der MitarbeiterInnen und BewerberInnen. Der Fokus liegt dabei im Kern auf Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung, Bewerbermanagement, Recruiting inkl. Social Recruiting, Kommunikation und Employer Telling & Branding – unsere Kernkompetenzen. Die eTo Personalmarketing hat es sich mit der Mission „escape The ordinary“ zur Aufgabe gemacht, Unternehmen ganzheitlich im Personalmarketing und bei der Bildung einer starken und nachhaltigen Arbeitgebermarke zu unterstützen und zu begleiten, intern als auch extern. Weitere Informationen unter www.personalmarketing.rocks


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